XIII

„Arbeitsamt…“, murmelte Sven und sagte schließlich „Murmelte ist auch schon ein seltsames Wort. Weißt du manchmal beobachte ich mich als allwissender Erzähler selbst und sehe mich in der…“

„Auktorial,“, unterbrach ihn Peter „du meinst wohl auktorialer Erzähler. Wenn du mir hier schon mit so nem trivialen Scheiß kommst dann aber richtig.“

„Ach.“, verstummte Sven für einen Moment, nur um schließlich einen weiteren verzweifelten Versuch zu unternehmen, sich wenigstens einer Person verständlich zu machen. „Also murmeln, meinst du nicht. Das ist doch seltsam, das sagt man so, also in meinem Fall dieser allwi… also sagen wir ruhig auktoriale oder noch besser autoritäre Erzähler. So als Redewendung. Aber sobald du dann darüber nachdenkst, kommt dir das Wort komisch und unsinnig vor. Was heißt das schon „er murmelte.“ und wie grenzt sich dieses murmeln von dem anderen murmeln ab. Also dem mit den kleinen Kugeln. Murmeln oder murmeln, darauf scheint es letztendlich hinauszulaufen. Manchmal weiß ich echt nicht wer hier eigentlich denkt, ich oder der Erzähler, als der ich mich sehe. Aber am Ende bin ich ja dann doch wieder derjenige, der denkt, nur maskiert als fiktiver allwissender…“

„Geschichtennazi“, sagte Peter bestimmt und machte so klar, dass er keinen Widerspruch duldete. Er ging zum Kühlschrank, holte zwei neue Bier und beäugte erst misstrauisch, dann aber mit einer gewissen Gier die Schokomilch. „Mann, kein Wunder, dass du bei so nem Scheiß durchdrehst. Das ist ja ganz furchtbares Gestammel, was du da von dir gibst. Zum Teil ganz interessant aber wirr. Klingt nach so ner lauen, weichgespülten Metaphysikscheiße von nem Vollzeithipster, jetzt noch Bart und so ne enge Jeans und Sonnenbrille und… Ach ne zum Hipster taugst du auch nicht. Vielleicht erstmal nen Schnaps.“

„Aber selbst..“ brachte Sven resigniert hervor und hoffte es möge vorwurfsvoll klingen. „Erst kommt du mir mit Abwärtsspiralen und badenden Affen und damit, dass du mich umbringen willst und dann auch noch Soldaten, die als Saurier verkleidet sind.“

„Saurier-Soldaten. Das ist ja wohl ein Unterschied.“, warf Peter ein, während er zwei kleine Gläser mit einer grünen Flüssigkeit vollgoss.

„Ja jedenfalls mit all diesem Zeug und dann bin ich plötzlich wirr.“

„Na wenigstens weiß ich, was ich da eigentlich erzähle und bin mir klar darüber was mit mir passiert. Ich will ja nicht sagen, dass alles oder einiges oder überhaupt etwas von dem was ich sage Sinn macht. Aber zumindest bin ich davon überzeugt und kann einigermaßen zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Also angenommen, dass es hier eine Trennung gibt und angenommen Figuren in einer Geschichte können zwischen Fiktion und Realität unterscheiden, wenn vielleicht gerade der Erzählnazi an dieser Frage verzweifelt. Und das mit den Saurier-Soldaten ist eben eine lustige, und nebenbei bemerkt, längst veraltete Anekdote und hat nichts mit deiner abgedroschenen Metaphysik zu tun. Und jetzt trink das.“

Sven starrte Peter lange Zeit angsterfüllt an. Seine Augen wurden kleiner, er begann zu schwitzen und das Glas in seiner Hand bebte leicht. „Was soll denn das jetzt wieder heißen? Welche Figuren und welche Geschichte? Bis du verrückt?“

Peter erwiderte Svens Blick lange Zeit schweigend. Einige Male öffnete er den Mund leicht, als wollte er etwas sagen, blieb dann aber stumm. Schließlich zeigte sich ein entschlossener Ausdruck in seinem Gesicht. Die Ankündigung einer unbequemen und endgültigen Wahrheit. Dann lachte er lauthals und sein Gesicht wurde immer roter. Sein Kopf, eigentlich sein ganzer Körper sah aus wie ein zum bersten gefüllter Ballon im Todeskampf, dessen Umrisse sich immer weiter ausdehnten und nur im Knall endlich verstummen konnten. „Mensch Sven, was ist denn mit dir los. Früher hast du auch mal Spaß verstanden. Du hast doch mit dem ganzen Scheiß von allwissendem Erzähler und so angefangen. Betrink dich heute erst mal, wenn du morgen den Kater spürst, weiß du auch wieder wer du bist und was um dich herum passiert.“

Sven schaute skeptisch aber etwas beruhigt. Mit einem Zug trank er das Glas in seiner Hand aus und schnappte wütend nach Luft. „Verdammt! Wirklich… Absinth???!! Was besseres fällt dir nicht ein, wenn ich schon nicht weiß, was hier läuft und was ich träume und was nicht.“

„Reg dich nicht auf. Das ist auch wieder die Logik der Abwärtsspirale. Wenn du jetzt schon nicht weißt was Fiktion ist und was nicht, dann kann Absinth auf jeden Fall nicht mehr schaden. Und was nicht schaden kann, das hilft dann auch. Lass uns mal an die frische Luft und in irgend ne Bar gehen. Und nimm dieses Schreiben vom Arbeitsamt mit. Ich will wissen wie es mit deiner Geschichte weitergeht.“ Schnell leerte Peter sein Glas und füllte sich und Sven nach. Schweigend tranken sie.

„Ich weiß nicht.“, sagte Sven und kippte apathisch seinen Absinth hinunter. „Eigentlich wollte ich morgen Laufen gehen. Heute habe ich es nicht geschafft.“

„Nana.“, erwiderte Sven aufmunternd und sah Sven mit einem vieldeutigen Ausdruck an.

XI

Alles in seinem Kopf war klar und die Bilder und Erinnerungen waren deutlich, gestochene Standbilder einer geträumten Nacht, die sich aneinanderreihen wollten, doch in diesen Momenten unsinnig zusammenstießen und zerbrachen. Was blieb war eine berauschende Leere, die jegliche Rationalität verloren hatte, und in deren Vollkommenheit sich Sven für den Moment geborgen fühlte. Geborgen und euphorisiert, wie an dem Tag nach einer durchzechten Nacht, stinkend und erschöpft, in der Gewissheit, dass sich im verkaterten Anblick die ganze Absurdität und Nichtigkeit menschlichen Lebens und Strebens widerspiegelt. Sven war alt genug, um zu wissen, dass diese Phase für gewöhnlich nicht lange andauerte, spätestens nachdem die letzten Glückshormone verschwunden waren, käme die Müdigkeit und auf sie würde die Nervosität folgen, Zittern der Finger, Bewusstseinstrübung, Nervenschwäche. Doch das wäre dann ein richtiger Kater und kein Gefühlskater, überlegte Sven, und konnte sich nicht erinnern, gestern überhaupt etwas getrunken zu haben, bis auf die zwei Bier bei Peter.

Zurück in seiner Wohnung legte Sven die Brötchen auf den Tisch und stellte die Milch in den Kühlschrank. Er spürte, wie sich die Leere langsam aber stetig mit einer abstoßenden Mischung aus Verwirrung und Alltag füllte. Gern hätte er jeglicher Art von Kater Vorsorge geleistet und sich ein Bier aufgemacht, doch mehr noch als unbestimmte Gefühle, für die es keine Heilmittel gab, hasste er Klischees. Arbeitslos und unorganisiert und dann noch Bier zum Frühstück, was nützt es da noch, wenn ich laufe, dachte Sven. Aber vielleicht sollte ich mich von sozialen, oder besser asozialen Verhaltensregeln emanzipieren. Bier zum Frühstück, nach dem Mittagessen laufen und dann Mittagsschlaf, überlegte er, so müsste es doch gehen. Mit einem Zischen öffnete er das Bier und wurde sich bewusste, dass er früher oder später über die letzte Nacht nachdenken sollte. Doch wozu eigentlich. Wahrscheinlich hatte er Sex mit einer Frau aus einem früheren Traum oder einer Erinnerung, definitiv Sex mit einer Fiktion. Wenn ich mich im echten Leben mit meiner Phantasie paare, muss das doch irgendwas großes für mein Leben bedeuten, dachte Sven. Peters Negativspirale als Positivspirale für das Schöpferische Genie. Wahrscheinlich, sollte man sich Zeit nehmen, eine Weile ganz genau selbst beobachten, und alle Veränderungen gründlich katalogisieren. So saß Sven geraume Zeit vor dem Spiegel und sah sich aufmerksam dabei zu, wie er sein Bier trank, als schließlich sein Handy klingelte und er erschrocken und überstürzt antwortete. „Hallo, hallo, hallo, hallo?“ Die Stille war vollkommen und erst da bemerkte Sven, dass er eine neue Nachricht von Peter hatte:

„Muss dir was Wichtiges erzählen, treffen uns heute bei mir oder bei dir. Lass uns danach mal was trinken gehen. Ist glaub ich ein guter Tag zum Trinken.“

Und darunter:

„Heute Nacht war ich Bruce Willis und hatte schon zwei oder dreimal die Welt bzw. eine Schule in der ich Hausmeister war gerettet. Diesmal die versuchte Flucht in meinem Auto. Die Finger zitterten und schließlich, bevor ich den Schlüssel herumdrehen konnte, war ein Panzer mit Dinosauriersoldaten eingetroffen. Hauptsächlich Flugsaurier. Warum überhaupt Saurier? Unser Dorf war schnell gefallen, doch der Weihnachtsmarkt im Nachbarort hielt den Widerstand aufrecht. Überall bewaffnete (menschliche) Soldaten, die patroullierten. Der Ort hatte auf einmal riesige weiße Stadtmauern und sah aus wie Dubrovnik.“

Sven war etwas überrascht, wollte aber auch nicht zu sehr ins Detail gehen. Er kannte die Tücken und Risiken von Kurznachrichten. Lange überlegte er nach einer passenden Antwort, schrieb schließlich: „Ok, heute um 8 bei mir. Bis dann“ und übersah in seiner Genugtuung, dass Peter ihm die Nachricht vor 5 Jahren geschickt hatte.

IX

Alles sah aus wie immer, nicht besonders ordentlich oder sauber aber immerhin. Auf dem Boden im Flur lag noch die Jacke, die er vorhin, als er sich gehetzt und übereilt auf den Weg zu Peter machte, runter geschmissen hatte. Eigentlich gab es keinen Grund dazu da es völlig egal war ob und wann er Peter besuchte aber doch hatte er immer das Gefühl zu spät zu sein. Meist saß er untätig und abwesend in seiner Wohnung, hing verworrenen Tagträumen nach und tat nichts Bestimmtes. Doch wenn es dann schließlich soweit war, dass er zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein sollte, kam er zu spät. Die Zeit die auf diese Weise verging, wog doppelt so schwer in seinen Gedanken. Er wusste, sie war verloren und sagte sich, dass die Zeit für das meiste im Leben sowieso nicht genügte. Und so fühlte er sich ständig gehetzt und gejagt weil die Zeit nicht reichte und dieser Mangel dazu führte, dass er erst gar nichts anfing und sich nur immer einredete, etwas anfangen zu müssen. Dieses etwas war nebulös und hing wie Rauch über ihm und er fragte sich, ob er es eines Tages wohl erkennen könnte.

Als er in die Küche kam, war auch hier das Licht eingeschaltet und er konnte sich nicht erinnern, die Wände und den Küchentisch, das Waschbecken und die auf dem Boden verstreuten Krümel je in der kühlen Klarheit dieses künstlichen Lichts gesehen zu haben. Doch auch hier schien alles unverändert und normal. Die ungewaschenen Teller, die leicht schief hängenden Fotos, die nicht ganz frischen Geschirrtücher. Erleichtert aber immer noch verwirrt betrat er das Wohnzimmer, dass zu seinem Erstaunen völlig dunkel war. Dunkel und still. Er schaltete das Licht ein und sah die Frau aus dem Arbeitsamt, die nur in Unterwäsche bekleidet auf seiner Couch saß und wusste nicht, was er sagen oder denken konnte. Sie saß da mit roten Haaren und geschlossenen Augen. Die Tattoos zogen sich ihre Arme hinauf, bedeckten den Teil ihrer Brüste, den er sehen konnte und ließen nur eine winzige, völlig weiße Stelle auf ihrem Bauch unbedeckt. Sven stand da und wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen konnte. Unbeholfen ging er im Kreis, musterte sie eingehend und brach schließlich in Gelächter aus. Er hatte eine Schwäche für Absurditäten und unsinnige Situationen und in diesem Moment hatte er das Gefühl, dass nicht nur eine halbnackte, attraktive und unbekannte Frau auf seiner Couch saß und in einer seltsam steifen Haltung schlief, sondern dass sich hier das Leben vor ihm offenbarte. So stand er lachend in seinem Wohnzimmer und wusste nicht, was er sonst tun konnte. Schließlich öffnete die Frau ihre Augen, stand auf und lächelte ihn an.

„Hey, schön, dass du endlich da bist, ich dachte du kommst gar nicht mehr.“
„Ach…“ erwiderte Sven.
„Sag nicht, dass du mich vergessen hast“, die Frau vollführte einen kleinen Tanz, sodass Sven sie von allen Seiten mustern konnte. Ihre Brüste sprangen auf und ab.
„Ach…“ wiederholte Sven und spürte, wie die Wut die er gestern oder in seinem Traum auf die Frau verspürt hatte, wieder in ihm hochstieg. Er hasste sie und hasste es, dass er sich nicht besser artikulieren konnte. Dass er alles mögliche dachte aber nichts davon klar ausdrücken konnte. Erst recht nicht in einer Situation wie dieser. Die Frau kam auf ihn zu, drückte sich an ihn und küsste ihn auf die Wange. Als Sven nach unten schaute, sah er nichts als ihr Dekolleté und merkte, dass er einen Ständer hatte.
„Du hast mich also nicht vergessen.“, sagte die Frau, lächelte wieder und drückte sich fester an ihn.
Sven wusste, dass es an der Zeit war etwas zu tun oder zu sagen. Nach einiger Zeit öffnete er ihren BH und legte seine linke Hand auf ihre rechte Brust. Das Weiß ihrer Haut schimmerte durch das grün-rote Muster des Tattoos. Ihre Brüste waren bunt und kalt. Die Kälte erinnerte Sven an das Bier in seinem Kühlschrank, sodass er die Frau schließlich sanft beiseite schob, und sich ein Bier aus der Küche holte. Mit Bedauern dachte er daran, dass es nun wohl zu spät war, sie zu fragen, warum sie tagsüber im Arbeitsamt arbeitete und Nachts im BH auf seinem Sofa saß. Konnte er sie jetzt noch nach ihrem Namen fragen? Sven musste Zeit gewinnen und die Lage konkret analysieren. Er ging zur Balkontür, öffnete sie und zündete sich eine Zigarette an. Die Frau erschien als Spiegelung in der Glasscheibe der Tür. Oder besser gesagt nicht als Spiegelung in der Tür, sondern als Spiegelung in der Nacht, korrigierte sich Sven. Eine halbtransparente unbekannte Person, die jetzt etwas unsicher in der kühlen Nachtluft vor meiner Wohnung schwebt. Obwohl sie eher steht, dachte Sven. Schweben hat immer etwas leichtes aber die Frau steht einfach da wie angewurzelt. Und das ist albern, denn niemand der halb durchsichtig in der Luft steht, ist angewurzelt. Als Sven einen Schritt zur Seite ging, immer noch aus dem Fenster starrend, bemerkte er dass nicht nur eine Frau vor seinem Fenster stand. Die Umrisse der Frau überlagerten sich und ließen ein unklares trübes Bild zurück. Die verschwommene Idee einer Frau vor seinem Fenster, die schließlich verschwand als er den Kopf bewegte und sie sich mit dem Fenster auf der anderen Straßenseite überlagerte.

Sven wusste, wie seltsam die Situation war und er wusste auch um das Unsinnige seiner Reaktion. Eine unbekannte nackte Frau in seiner Wohnung und er, der sich eine Bier holte, eine Kippe ansteckte und aus dem Fenster starrte. Erst jetzt bemerkte er, dass die Frau, sich wieder gesetzt hatte und ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Ärger anschaute. Wieder musste er lachen.

„Sag mal, glaubst du das Menschen die das gleiche Alter haben, unterschiedlich alt sein können?“, fragte er. „Also zum Beispiel ein 80-jähriger, der vielleicht nur 30 ist und dann ein 80-jähriger der schon 150 ist? Ich meine, man sagt doch, dass Menschen die Zeit unterschiedlich wahrnehmen und die Zeit generell subjektiv ist. Wenn die Zeit also für einen Menschen schneller vergeht als für einen anderen, denkst du dann nicht auch, dass er älter ist, als ein Mensch der im gleichen Jahr geboren ist, für den aber die Zeit viel langsamer vergeht. Als ich neulich mit dem Bus in die Stadt gefahren bin, hatte ich alle möglichen Gedanken und hab alles um mich herum vergessen. Und dann war ich auch schon da. Aber auf dem Rückweg da hab ich mich ganz genau auf die Straße konzentriert, auf die Gärten am Straßenrand, die Felder und auch auf die Leute, die im Bus neben mir saßen und die ein- und ausgestiegen sind. Der Weg kam mir unglaublich lang vor. Weil ich so konzentriert war, hab ich dann auch meine Haltestelle verpasst und es erst bemerkt, als ich schon viel zu weit gefahren bin aber trotzdem glaube ich, dass auch wenn ich am richtigen Punkt ausgestiegen wäre, viel mehr Zeit vergangen ist.“

Die Frau schwieg erst, fing dann aber an zu lachen. „Du bist seltsam.“, sagte sie, stand auf und ging auf Sven zu. „Deshalb mag ich dich.“
Sven der noch immer aus dem Fenster schaute, jetzt aber nichts bestimmtes mehr sah, ärgerte sich über das schrille Lachen und die Vertrautheit der Frau.

„Was soll denn das, was gibt es denn da zu lachen?“, wollte Sven, der nun sehr wütend war, wissen. „Wenn man nicht über die Zeit nachdenkt, worüber denn dann? Das muss man doch ernst nehmen, auch wenn es keinen Sinn macht. In gewisser Weise endet doch die Zeit mit dem Tod und wenn man nicht den ganzen Tag über den Tod nachdenken will, dann doch wohl über die Zeit. Als Kind habe ich manchmal daran gedacht, wie es wohl ist Tod zu sein. Und dann sah ich Skelette und Schwärze aber irgendwann wurde mir bewusst, dass dieses Bild völliger Quatsch ist. Schließlich hört man einfach auf zu sein. Als ich mir dann versucht habe vorzustellen, wie es ist nicht mehr zu sein, habe ich unfassbare Angst bekommen. So etwas wie die totale Angst. Die Urangst. Ich mag es zu sein, und wenn ich nicht mehr bin, hört dann doch alles auf und nichts ist mehr. Für immer. Für immer nicht sein, das macht mir heute noch Angst aber wenn ich den Gedanken einmal hatte, dann ist er weg und die Angst kommt nicht wieder weil ich es mir einfach nicht mehr vorstellen kann. Es ist als ob mein Gehirn diesen Gedanken blockiert weil er mich wahnsinnig machen würde. Für immer nicht sein, das heißt doch ewige Schwärze. Manchmal habe ich Angst vor der Dunkelheit.“ Sven saß mittlerweile auf dem Boden und hatte sich eine neue Zigarette angesteckt. Die Frau kam näher und setzte sich zu ihm. Sie strich ihm durchs Haar und sagte: „Wenn man nicht mehr ist, dann hat man doch auch keine Gedanken mehr. Dann siehst du nichts von der Leere und Dunkelheit und weißt nicht, dass du einmal warst. Ich habe Angst vor dem Schmerz. Körperlicher Schmerz. Der ist immer real.“
Sven wusste nicht warum aber irgendwie fühlte er sich erleichtert. Er sah der Frau in die Augen. Dadurch, dass sie ihm nun so nah war, konnte er sie nicht klar erkennen. Sie war verschwommen. Er küsste sie und schob seine Hand zwischen ihre Beine. Ihre Schenkel waren kalt, wie ihre Brüste und das Bier im Kühlschrank. Als Sven am Morgen aufwachte, war er ganz allein.

VII

„Freiwilligkeit hin oder her, ich dachte die Frage wäre wann, wobei mich das Wie dann doch irgendwie mehr beschäftigt. Eigentlich hab ich mit diesen gesellschaftlichen und sozialen Überlegungen nicht so viel am Hut. Also wirklich, als Held sterben, Fortschritt der Menschheit, Märtyrer, das ist doch dann auch wieder albern. Dann sind wir wieder bei diesem verdammten Idealismus. Wenn ich bereit bin für etwas zu sterben, muss ich davon überzeugt sein. Und wenn ich so überzeugt davon bin, dass ich dafür sterben würde, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich Recht habe und die Anderen Unrecht. Und das ist doch wieder das menschliche Dilemma schlechthin: Überzeugung, Wahrheit, Glauben. Also wenn ich mich schon umbringen lasse, dann bestimmt nicht um die Welt zu retten. Und überhaupt drehst du dir das Ganze hin, wie du es brauchst. Das Ergebnis bestünde doch nicht in einer geretteten Menschheit sondern aus wütenden Mobs, die glücklichen Menschen nach dem Leben trachten, um die eigene Erlösung zu finden.“

Peter lachte laut auf: „Glücklichen Menschen nach dem Leben trachten? Ich hoffe, du meinst damit nicht dich. Es geht doch hier nicht um Glück oder Unglück oder Erlösung. Und um Überzeugung und Glauben schon gar nicht. Sondern um Sinn. Nicht diesen belanglosen Scheiß, den jeder in seinem Leben sucht, sondern den ultimativen Sinn der Existenz. Vielleicht erschließt sich das alles mit dem Tod, vielleicht wenn man bewusst alle sozialen und gesellschaftlichen Brücken einreißt, und das für immer und endgültig.“

„Ich weiß nicht.“, sagte Sven zweifelnd. „Um ehrlich zu sein, ist mir das alles zu doof, also dieser metaphysische Unsinn und das philosophische Gelaber. Grundsätzlich macht ja manches Sinn und klar sind das Gedanken, die man sich so macht und machen kann, aber für mich klingt das auch nach Gejammer. Alles muss einen tieferen Sinn haben und wegen der unfassbaren Angst vor dem Nichts und dem Unsinn, versuchen wir die Welt zu erklären. Ist das nicht zu banal?“ Sven schüttelte nur den Kopf, nahm lächelnd seine noch halbvolle Bierflasche und erhob sich vom Stuhl. “Wenn du schon an deine morphogenetischen Felder glauben willst und dass sich irgendetwas für einen von uns beiden oder die gesamte Menschheit erfüllt, wenn du mich mit 99 Anderen umbringst, dann gebt mir wenigstens 100 Gründe, warum es keinen Sinn macht mich umzubringen. Oder noch besser, warum es völlig bedeutungslos ist, ob ihr mich umbringt oder nicht. Aber egal, wir sehen uns.“ Sven verließ das Zimmer und ging schnell die Treppen hinunter, ehe Peter noch etwas sagen konnte. Im Flur wartete er einen Moment, bis er sicher war, dass Peter ihm nicht folgte und rief schließlich: „Machs gut, und überleg dir, wo du mich umbringen willst. Bloß nicht hier, in unserem Kaff. Das wäre zwar schön aber kompliziert. Und geh mal raus, dann kommst du vielleicht auf andere Gedanken.“ Peter antwortete nicht und als Sven das Haus verließ, war er überrascht, dass es bereits dunkel war. Der Kirchturm schirmte Peters Haus fast vollständig vom Sonnenlicht ab und nur das Braun der Feldsteine änderte seine Schattierung, je nachdem ob sie von der Sonne oder von einer Mischung aus Mond und der Straßenlaterne an der Ecke angestrahlt wurden. Kein Wunder dachte Sven: Dunkles Haus, dunkle Gedanken. Aber wahrscheinlich ist das relativ und irgendwie macht ja auch alles Sinn. Also nichts von dem was Peter sagt, aber irgendetwas Generelles.

V

„Wie war es denn nun auf dem Amt…?“, wiederholte Sven gedankenverloren. „Auf dem Amt… Hmm… Gute Frage, vielleicht bin ich auch deswegen hier, aber lass uns nun doch endlich mal irgendwohin setzen.“

Ohne ein weiteres Wort gingen sie die Treppe hinauf und betraten das unbeleuchtete Wohnzimmer. Peter arbeitete sich umständlich zu der kleinen Theke in der hinteren rechten Ecke des Zimmers vor, holte zwei Bier, klemmte sie sich unter den Arm und trug einen der Barhocker zu dem bereits vor dem Fenster stehenden Stuhl.

„Nun setz dich erstmal und erzähl!“, sagte Peter.

„Das ist gar nicht so einfach.“, versuchte Sven einen einfachen Einstieg für ein komplexes Problem zu finden. „Ich kann nicht einmal genau sagen, ob ich überhaupt auf dem Arbeitsamt war. Woran ich mich erinnere, sind die Frau am Empfangsschalter und die LED-Lampen im Gang. Die Frau war tätowiert und hatte rote Haare. Die LED-Lampen waren hell und haben nicht gesummt. Irgendwie war die Situation unwirklich und dann bin ich aufgewacht.“

„Was ist denn da daran unwirklich? Manche Leute haben eben rote Haare und sind tätowiert, auch wenn sie für ne Behörde arbeiten. Man muss das ja nicht gut finden, aber das hat was mit unseren modernen westlichen Werten zu tun. Individualismus über alles und so, Hauptsache ich bin anders als die anderen. Und mit Gleichberechtigung und Emanzipation. Wir wollen ja zeigen, das wir für alles offen sind und alles akzeptieren, vor allem andere Werte, und keine Rassisten sind oder Ignoranten. Und das gerade dann, wenn wir eigentlich furchtbare Spießer sind und uns das wirklich Andere eigentlich nen Scheiß interessiert und wir dem anderen gern mal so richtig auf die Fresse hauen würden, wenn er nicht unsere Meinung teilt. Also hast du den Termin nun sausen lassen und stattdessen davon geträumt? Und was soll das eigentlich mit diesen LED-Lampen? Warum sollen LED-Lampen zwangsläufig summen?“

Sven schaute erschöpft zur Kirchturmmauer und dachte darüber nach, wie es wäre, von Peter umgebracht zu werden. In gewisser Weise könnte man meinen, dass Peter auch ein Spießer sei, überlegte er. Also wenn man sich nur das unfassbar saubere Haus anschaute und den grünen völlig von Unkraut befreiten Rasen, und Peters meist tadellose Klamotten, die ihn zwar auf Grund seines massigen Körper nicht gut aussehen ließen, aber doch sauber und eben tadellos waren. Das mit Bestnoten abgeschlossene Architekturstudium, die guten Familienverhältnisse und überhaupt. Aber dann war Peter arbeitslos und verbrachte den Großteil der Tage damit, in einem dunklen Zimmer eine graue Steinwand anzustarren. Er hatte kein Auto, kein Fahrrad, keine Freunde, keine Freundin und soweit Sven wusste, und er wusste es wahrscheinlich am besten, keine Hobbys oder Interessen. Warum muss nur alles so kompliziert sein, überlegte Sven verzweifelt. Also eigentlich ist Peter wahrscheinlich doch kein Spießer, er mag es eben nur sauber, gepflegt und ordentlich, zumindest im Großen und Ganzen, nur nicht in seinem Leben an sich. Dann ist da aber auch der Fakt, dass Peter andere generell scheiße findet und vielen von diesen anderen gern eins auf die Fresse hauen würde. Allerdings sagt er das auch offen. Ist das nun ein Punkt für oder wider Spießer, haderte Sven und sagte schließlich: „Spießer hin oder her, LED-Lampen sollten summen.“

„Sven, sag mal geht’s noch.“, fuhr Peter empört auf, doch beruhigte er sich schnell wieder und fügte entschuldigend hinzu: „Ich meine, Lampen sollten vielleicht generell summen, aber so ist das manchmal. Willst du jetzt nochmal nen neuen Termin machen, wenn du nicht beim Arbeitsamt warst. Oder lässt du das jetzt gleich ganz sein? Ist vielleicht das Beste in deinem Fall.“

„Das Problem ist, dass ich wirklich nicht weiß, ob ich auf dem Amt war oder nicht. Wie gesagt, war alles ganz komisch. Aber das muss ja nun nicht dafür sprechen, dass ich alles nur geträumt habe. Manchmal, wenn ich mit dir oder jemand anderem irgendwohin gehe und wir trennen uns kurz, um auf Toilette zu gehen oder Bier zu holen oder was auch immer, dann denke ich darüber nach, was wäre, wenn ich dann auf dich oder wen auch immer warte aber es kommt einfach niemand wieder. Ich würde versuchen denjenigen zu finden, doch da ist niemand und schließlich müsste ich mir eingestehen, dass du gar nicht existierst und nie existiert hast. Seltsam ist, dass ich letztendlich immer fest davon überzeugt bin, dass ich auf niemanden warte und es mich verwirrt, wenn dann plötzlich doch jemand wiederkommt.“ Sven machte ein Pause. „Sag mal, wie würdest du mich eigentlich umbringen?“

III

Das kleine Haus, in dem Peter wohnte, lag auf der Spitze eines winzigen Hügels, so dass er aus seinem Schlafzimmerfenster direkt auf die Feldsteinmauer des gegenüberliegenden Kirchturms blickte. Genau genommen sah Peter aus allen Fenstern auf die unförmige braune Wand, die aussah wie ein Sinnbild menschlichen Strebens und des unausweichlichen Scheiterns. An ruhigen Tagen, von denen es in Peters Leben wahrhaftig nicht zu wenige gab, setzte er sich manchmal stundenlang vor die Fenster seines Hauses, erst in die Küche, dann Wohn- und schließlich Schlafzimmer, betrachtete die Kirchturmmauer, die Peter fast vollständig vom Tageslicht abschnitt und dachte, in vollkommener Dunkelheit über das Leben nach. Es waren keine sonderlich schweren Gedanken, auch wenn an ihren Anfängen zwangsläufig Streben und Scheitern standen. Doch wie kann man im Leben schon nicht scheitern, dachte Peter, wenn man doch weiß, dass mit dem Leben alles endet? Und wenn der Mensch schließlich nur scheitern kann, sollte man diesem Scheitern dann nicht frohen Mutes entgegengehen? Man kann doch nichts verlieren, was schon verloren ist, dachte Peter. Wenn am Ende allen Strebens das Erstrebte dann erreicht ist, torpediert dann nicht letztendlich die Unendlichkeit der Verluste einen endlichen Erfolg. Zweimal Minus ist Plus. Aber damit kommt man hier nicht weit, wollte Peter gerade denken, doch verharrte dann einen Augenblick. Eine unendlich große negative Zahl multipliziert mit einer negativen Zahl ergibt eine unendlich große positive Zahl. Fasziniert erhob sich Peter von seinem Stuhl und trat einen Schritt näher an das unmittelbar vor ihm liegende Fenster. Seine Gedanken überschlugen sich und er ahnte, dass er da gerade etwas Wichtigem auf der Spur war. Wenn ich also weiß, dachte Peter, dass ich, nicht als Individuum, sondern ganz allgemein als Mensch, nein mehr noch, als Lebewesen, negativ, also im Scheitern, das heißt mit dem Tod, ende, und auch im kleinen als Person in meinem eigenen Leben negativ, also im Scheitern, das heißt mit beruflichem Misserfolg, sozialer Inkompetenz, gescheiterter Reproduktion, ende, erreiche ich am Ende etwas Positives. Doch wie sieht dieses Positive aus, wollte Peter nun auch wissen. Vielleicht der Weg, dachte er. Maximaler Optimismus bei minimalem Erfolg.

Das penetrante Geräusch der Klingel riss ihn unsanft aus seinen Gedanken. Mit ungeahnter Schnelligkeit, die seine Körperfülle und die Bedeutung von Körperfülle im Allgemeinen in Frage stellte, drehte sich Peter um und rannte vom Schlafzimmer zurück in die Küche, riss eine Schublade auf und holte mit leicht zitternden Fingern ein Blatt Papier und einen Stift hervor und notierte hastig, aber fein säuberlich, einige Worte. Als er schließlich zur Haustür gehen wollte, stieß er auf halbem Weg schmerzhaft mit jemandem zusammen, der ziellos im Eingangsbereich herumstand.

„Au, so ne Scheiße, was ist hier denn los!“, schrie Peter, doch erinnerte sich an gerade gewonnne Erkenntnis und fügte leise „Ach, na Mensch, so was. Aber egal.“ hinzu.
Das Licht der Energiesparlampen erhellte den Flur nur spärlich, wurde dann aber langsam heller, so dass sich der gesichtslose Schatten, der sich gerade vom Boden aufrappelte, als Sven enttarnte.

„Ja was soll’s.“, sagte Sven etwas wütend darüber, dass er seine Wut nicht besser artikulieren konnte.

„Ach Sven, na Mensch, du hier. Wer auch sonst. Wie kommst du eigentlich, achso ja, ich sollte wohl wirklich mal abschließen. Aber wozu eigentlich?“

„Ja, wozu eigentlich.“

„Naja, vielleicht sollte ich zumindest mal andere Lampen einbauen. Scheiß Energiesparlampen, werden immer nicht hell. Gibt doch jetzt dieses andere Zeug. LED oder sowas. LED, was soll das eigentlich sein.“

„Licht emittierende Diode.“

„Achso. Na gut. Wie wars eigentlich auf dem Arbeitsamt?“, fragte Peter und wurde sich schließlich des auf dem Boden liegenden Zettels bewusst. „Auch egal, völlig egal.“, fügte er hastig hinzu, hob den Zettel auf und gab ihn Sven.

I

Unfassbar nichtssagend lag der Gang im gedämpften Kunstlicht einer nicht benennbaren Tages- oder Nachtzeit. Er war nicht sehr lang und doch nicht kurz genug, um gedankenlos zur gegenüberliegenden Anmeldung zu gelangen. In der etwas stickigen Luft erklang kein Summen, dass die formlose Stille mit Bedeutung schwängerte, kein Flackern im Schein der gerade ausgetauschten LED-Lampen. Nur die Bilder, die sich beim abstrakten Begriff der LED-Lampe in seinem Geist verwirrten, verzweigten und seltsame surreale Auswüchse der Fantasie gebaren, standen als physisch greifbare Alpträume vor ihm. Lesbische, elbische Despoten. Lüsterne, eremitische Dackel. Lückenlose, eidesstattliche Demütigung. Lärmend erigiernde Dildos. Lasterhaft eloquenter Demagoge. Lamas essen Dumbo. Leiden, Einsamkeit, Dystopie. Licht emittierende Diode. Wie war es nur soweit gekommen, dass sich ein so banales und sinnloses Wort, das in keinem Zusammenhang zu seiner Realität stand, so tief und nachhaltig in seine Gedanken und Tagträume fressen konnte. Scheinbar belanglos und mit vorgetäuschter Beliebigkeit wurde der Begriff in letzter Zeit von seinen Freunden und Bekannten, von Supermarktprospekten und Reklametafeln in sein Bewusstsein gepflanzt, wo er andere Bereiche seines Gehirns infiltrierte und ein sich schnell ausbreitendes, immer komplexer werdendes Netz aus fehl- oder ferngesteuerten Synapsen bildete, das schließlich seinen Verstand nach innen kehrte, auf dass er sich wiederfand in einer Welt voll von gleichmäßig beleuchtetem, lautlosem und energieeffizientem Wahnsinn.

Sven fragte sich, welche Aussagen sich anhand von LED-Lampen über unsere Gesellschaft treffen ließen, wenn ein einzelner Mensch sich so zwanghaft wie er mit dem Wirkungsgrad von Leuchtmitteln beschäftigte, ohne auch nur ein Mindestmaß an Interesse daran zu empfinden. Er fühlte Abscheu sich selbst gegenüber, welche nur durch die plötzliche Tiefe der ihn umgebenden Stille zurückgedrängt wurde. Er lauschte. Nichts. Und kehrte seinen Verstand nach außen.
„Hallo, Hallo, Hallo. Kann ich Ihnen helfen?“ Die Frau ihm gegenüber quiekte ihn mit einer schrillen, aber zugleich atemberaubend monotonen Stimme an. Alles an ihr wirkte normal und grau, auch wenn sie eine kirschrote Brille trug, ihr Dekolleté tief ausgeschnitten war und ein buntes Tattoo sich von ihrem Brustansatz den Hals hinaufwand. Sie war hübsch. Sven hasste sie. Er fragte sich nach der genauen Definition des Wortes Soziopath und spürte, dass er etwas sagen sollte. „Hallo, entschuldigen Sie, ich war in Gedanken. Ich bin hier, weil ich mich arbeitssuchend melden wollte.“
„Haben Sie Anspruch auf Arbeitslosengeld? Standen Sie im Verlauf der letzten 24 Monate, mindestens 12 Monate in einem Beschäftigungsverhältnis?“
„Nein, nicht wirklich, ich war…“
„Möchten Sie Hartz4 beantragen?“
„Nein, ich wollte mich nur arbeitsuchend melden. Ist das möglich?“
„Es tut mir leid, dann sind Sie für diese Abteilung leider nicht relevant.“
Auf erregende Weise fühlte Sven die befriedigende Demütigung dieser Worte und konnte so den Ausbruch euphorischer Wut nicht unterdrücken. „Passen Sie auf, dass Sie das Blut nicht schmecken, dass an der verschissenen Fruchtgrütze und dem verfickten Müsli in ihrer Tasche klebt. Sie dumme Nutte.“ Sven spürte und genoss seine plötzlich erlangte Relevanz für die Abteilung. Er war erleichtert. Dieser Morgen begann schlechter als möglich und besser als gedacht.

Wir sind zurück

VisitorsJ sind zurück. Bald. Bald zurück. VisitorsJ sind WanderersX.

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