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„Geh lieber nicht ins Bad.“, sagte Peter. „Ich war grad kacken.“ Sven stand wie paralysiert vor der Badtür als der Hauch des Todes ihn umnebelte. Er fürchtete Peters Ausdünstungen, nicht nur wegen dessen Körperfülle, auch wegen seiner ungesunden Lebensweise, aber vor allem nachdem er die Nacht zuvor gesoffen hatte und kaum geschlafen. Dann, ja dann nahmen die Abgase diabolische Züge an und drohten jegliches Leben im Umkreis von zehn Quadratmetern unwiderruflich zu kontaminieren. Ausgerechnet jetzt und in meiner Wohnung, dachte Sven und schrie: „Mensch Peter, Scheiße hier, das stinkt ja wie n Affenarsch, widerlich, pervers, Alter ich kotz gleich.“ Sven musste Luft holen, atmete aber nur einmal kurz durch den Mund ein. „Boah, wie’s mich aufregt. Nach so ner Nacht, mein Lauf war auch beschissen, will nur noch heiß duschen und dann bist du die ganze Zeit hier, splitterfasernackt und scheißt mir die Hütte voll. Fuck!“

„Weißt du, was mich aufregt?“, fragte Peter nach einer dramaturgischen Pause in ruhigem Ton. „Diese 12jährigen mit Bart. Da wirste doch bekloppt. Fahren ganz cool mit ihren Fahrrädern an dir vorbei, glotzen dich blöde an und merken im besten Fall noch selbst wie scheiße sie aussehen und drehen sich dann weg. So was ist doch nicht normal! Unnatürlich ist das! Mein Schiss hingegen ist Natur, da weiß man wenigstens, was man hat. Der kriecht dir geradewegs in die Nase und sagt dir, was Sache ist. Nicht wie dieses bärtige Mulattenpack.“

„Ach Peter, das ist doch rassistisch. Außerdem kannst du deinen Schiss nicht mit frühpubertären Jugendlichen vergleichen. Und was soll das mit natürlich und unnatürlich? Nachdem, was du gestern alles in dich reingeschüttet hast, kann man wohl kaum noch von natürlichen Ausscheidungen sprechen.“

„Schweig, du Narr! Wenn ich Mulatte sage, dann meine ich Mulatte.“
„Du meinst einfach Typen mit dunklen Haaren und zu viel Testosteron.“
„Mulatten!“
„Anderes Thema: Warum kackst du eigentlich nackt?“
„Das ist doch dasselbe Thema! Keine Ahnung… Weil ich so aufgewacht bin.“
„Schläfst du immer nackt?“
„Normalerweise nicht.“
„Und wo hast du überhaupt geschlafen?“
„Im Bad halt.“
„Willst du dir nichts anziehen?“
„Ach, Sven, das führt doch zu nichts. Ich meine unsere Konversation jetzt hier. Kneif doch mal nich die Arschbacken so zusammen. Ich werd mich schon zu benehmen wissen in deinen vier Wänden. Bin ja nicht das erste Mal hier.“
„Da bin ich ja beruhigt.“, sagte Sven ironisch und atmete versehentlich tief ein. Er brach in heftiges Husten aus, das in unappetitlichem Würgen gipfelte.
„Haha, wie bei der Musterung früher. Nur, dass du da aus Scham nicht so kräftig husten wolltest.“
„So, mir reicht’s jetzt. Geh mir aus dem Weg, ich will duschen.“
Auf einmal ging Peter vor Sven mitten in der Tür in die Brücke. Das hatte Sven noch nie zuvor gesehen. Er zweifelte in diesem Moment an allem, woran er je geglaubt hatte. Wie war dies überhaupt anatomisch möglich? Ein nach hinten gebeugter Fleischberg auf leicht zitternden Armen und Beinen, ein leblos herabhängendes Gemächt, das ebenfalls den Eindruck vermittelt, als wäre es von der spontanen Aktion des Hauptkörpers überrumpelt worden. „Über diese Brücke musst du gehen!“, ließ Peter triumphierend verlauten und fing an zu lachen.
Wie lange mochte Sven fassungs- und reglos in dieser Situation verharrt haben? Wir vermögen es nicht zu sagen. Als er in der Dusche wieder zu sich kam, streichelte er seinen Bauch, spannte sämtliche Muskeln an und posierte schließlich zufrieden vor dem Spiegel. Straffer Abend, straffer Körper, dachte er und zog eine positive Bilanz unter die gestrige Nacht, die absurden Ereignisse mit Peter und überhaupt sein ganzes Leben.