IV

Eine Disko. Die Dorfdisko. Ekstatische Tänze und wilde Sauforgien. Am Tresen sitzen Lydia und eine unbekannte Frau. Sie rauchen. Lasziv zieht Lydia an ihrer Zigarette, während Sven in Gedanken die “z” betont. Er nähert sich an. Durch das Getöse dringt ihre liebliche Stimme glasklar an sein Ohr, behaftet mit einem französischen Akzent: „Isch will nur disch.“

Kalter Worte blauer Dunst
Hüllst mich ein mit deiner Gunst
Gibst mir zu verstehen
Was andere nicht sehen

Eine Hand packt ihn unsanft am Arm und zieht in ihn Richtung Männerklo.
„Schulz, lass mich los!“
„Jetzt pass mal auf, Kleiner. So wird das nichts mit den Frauen. Wir machen einen Test. Stell dich neben mich, wir pinkeln jetzt. Bereit? Das ist der ultimative Selbstbewusstseinsgradmesser.“
Sven ziert sich anfangs, öffnet dann aber die Hose und versucht, locker zu bleiben. Sofort ertönt das maskuline Strullen Schulz’, welches bei Sven Ladehemmungen verursacht. Er bemerkt, wie Schulz immer wieder höhnisch zu ihm herübersieht und bekommt keinen Tropfen heraus.
„Scheiß Mucke hier!“, ruft Schulz schließlich selbstzufrieden. „See you on the Metal floor!“

Wusch, Sven wirbelt durch Zeit und Raum. Im Haus seiner Mutter kommt er wieder zu sich.
„Sven, jetzt sei doch nicht wieder so maulfaul. Hast du einen Job gefunden?“
„Mutter, was zur Hölle!?“
„Ach, Sven, ich erkenn dich kaum wieder. Du wirkst so abwesend. Du nimmst doch keine Drogen, oder?“
„Mutter, ich muss weg, ich glaub ich dreh durch.“
Wie eine angesengte Sau riss er sich vom Stuhl hoch, zur Haustür hinaus und schwang sich instinktiv auf sein Fahrrad. Seine Mutter schrie ihm aus dem Küchenfenster hinterher: „Kein Licht, du Arschloch!“

Wo Feuersbrünste endlos walten
Phönixtränen starr erkalten
Gleicht die Hoffnung auf Beseelung
Der ungewollten Vereinigung
Von Leben und Tod

Eine wüstenartige Landschaft, ausgetrocknete Böden, hier und da ein Sandhaufen. Von überall her ziehen vereinzelte Menschen eine kleine Dünung hinauf. Sven schließt sich der zerstreuten Masse an, bis er den Hügel erklommen hat. Von dort erkennt er einen fast ausgetrockneten See, der in kleine Tümpel, kaum größer als Pfützen, zerfallen ist. Die Menschen scheinen von den Wasserstellen magnetisch angezogen. Doch was Sven nun sieht, will einfach nicht in seinen Kopf gehen. Wie nasse Säcke lassen sich die Leute kopfüber in die Pfützen fallen, sodass der Kopf gänzlich im Wasser verschwindet. Was ihm anfangs als unerträglicher Durst dünkt, entpuppt sich schnell als Alptraumvision. Immer mehr Menschen strömen zu den Tümpeln und begraben den Kopf im Wasser. Sven wird Zeuge einer gewaltigen Ertränkungsorgie.

Tanzende Schiffe
Vor schäumenden Riffen
Beseelung des Universums gleich Urknall

Ein Mond und zwei Schatten
Wie konkurrierende Erdplatten
Hochmut kommt vor dem Fall

Peters Wohnung. Peter, auf einem Stuhl sitzend, durch das Fenster die kleine Kirche anblickend.
„Peter!“, sagte Sven. „Ich kann nicht mehr. Bitte mach, dass das aufhört.“