II

„Nun geh schon Sven, wenn Papa dich ruft“, auffordernd schwenkte Peter die Arme.

„Ach, und meine Kleine habt ihr auch gefunden.“ Die Augen des Priesters glänzten beim Anblick der roten Haare. „Mein süßes Püppchen will uns vielleicht Gesellschaft leisten. Was meinst du Sven? Wie zu guten alten Zeiten als die Liebe noch rein war und ungebunden?“ Erst jetzt bemerkte der Geistliche, das zwischen seinen Füßen hervorquellende Blut. Sein Blick erstarrte und er kniete sich zu der auf dem Boden liegenden Lydia. „Meine Liebste, was hast du? Geht es dir nicht gut? All die Schnitte und Wunden… Wer war es… Wer hat dir dies Leid getan?“ Und aus tränenden Augen erstarrt, wuchs der Hass. „Ihr beide, Teufel, Dämonen, Abschaum mit dem ich mein Bett geteilt. Hinfort aus meinem Haus. Unerhörte Kinder vergangener Jugend, missratene Brut, die sich an der Brust des Teufels nährt.“ Mit letzter Kraft umklammerte der Priester das Kreuz, das an einer Kette um seinen Hals hing. „Verschwindet aus dem Tempel der Barmherzigkeit, aus dem Haus des Einen. Hinfort.“

Das Messer in Svens Hand hatte sich inzwischen von Peter abgewandt und zeigte nun direkt auf den Priester. Svens Lachen hatte das bizarre Schauspiel als Hintergrundrauschen begleitet und erklang jetzt in voller Lautstärke: „Ihr beiden. Du und dein Monster haben mich zu dem gemacht, was ihr jetzt vor euch seht. Alles was ich wollte war ein ruhiges Leben. Unwissend und belästigt, ohne Erfahrung und ohne Sinn. Doch dann taucht deine Dienerin in immer neuen Verkleidungen auf, sucht mich heim, lässt mich zweifeln und führt mich in den Abgrund. Denn dort stehe ich, am Abgrund. Und alles was ich habe, ist die Hoffnung, dass ein Opfer uns retten wird.“ Mit diesen Worten machte sich Sven daran auf den Priester zu zustürzen. Das Messer weit über seinen Kopf erhoben, schlug Peter ihm mit der Faust auf den Hinterkopf. Ein metallenes Klirren auf dem Steinfußboden und der in sich zusammenfallende Körper Svens, der endlich seine vorübergehende Ruhe gefunden hatte.

„Nun gut, Alter, dann gehen wir mal.“ Peter warf sich den ohnmächtigen Sven über die Schulter. Mit einem angedeutetem Nicken in Lydias Richtung sagt er: „Lad mir die mal auf. Die kommt mit.“ Unfähig zu widersprechen, hob der Priester Lydia in die Höhe. „So, na dann mal los. War schön Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Sehr erhellend. Aber diese Beziehung zwischen Ihnen und dieser Rothaarigen. Sehr ungesund, sehr unanständig. Herrmann’s Tocher in solch einem Haus.“

Der Priester umklammerte Peters Beine. „Was ist passiert, was war das? Was tust du mir an, oh Herr? Wessen Worte waren das aus meinem Mund, in welchen Zungen habe ich gesprochen, mir bisher unbekannt? Gewähre mir Erlösung. Nur dieser einzige Wunsch nach Erlösung.“ Die Stimme des Priesters erklang im Haus und durch die offenen Fenster in der Nachbarschaft und es war ungewiss zu welchem Gott er mit geschlossenen Augen betete. „Allmächtiger, ich flehe dich an.“

Kichernd schüttelte Peter den Kopf, schleifte den Priester noch ein Stück hinter sich her und verließ das Haus mit einem munteren „Horido“.