I

Es begab sich also zu einer Zeit, in der „Gott“ aus dem Fokus der Menschen gewichen war. An falschen Gottheiten mangelte es jedoch nicht. Es waren ihrer religiöse, kriegstreibende und konsumistische weitverbreitet. So taten sich im “Fragilen Säuferglück” echte Gottheiten zusammen und philosophierten über eben die unsägliche Zeit, in welche sie die Menschen hineinmanövrieren hatten lassen.

Dionysos, Hannes und Pan auf Barhockern am Tresen. Mo bedient.
D: “Mo, vier Wein und vier Kurze. Das muss gefeiert werden, dass du wieder da bist.”
Mo sieht verdutzt auf.
M: “Wieso ‘wieder’? Wo soll ich denn gewesen sein?”
P: “Ich hätte lieber ein Bier.”
H: “Pan, altes Gerippe, sprichst mir aus der Seele. Für mich auch Bier.”
Mo serviert einmal Wein, zwei Bier und drei Schnäpse.
D: “Auf die Rückkehr unseres V-Mannes. Auf Mo!“
Alle: “Auf Mo!”
Alle klopfen mit den Schnapsgläsern und verkippen einen Teil auf dem Tresen.
M: „Ich versteh kein Wort. Was soll der Scheiß?“
Die drei tauschen verschmitzte Blicke untereinander aus.
D: „Scheinst nicht mehr derselbe zu sein, Mo. Konnte man aber auch nicht erwarten, die ganze Zeit unter Menschenpack.“
H: „Ach, der hat nur Druck aufm Schlauch, hat bestimmt keine abgekriegt da unten, mit der Visage.“
P: „Im Gegenteil! Wer will schon mit gewöhnlichen Sterblichen…“
H: „Dass ausgerechnet du das sagen musst. Würdest doch auf alles springen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“
P: „Wer im Glashaus sitzt…“
D: „Na na, die Herren, Contenance. Wir wollen Mo doch noch all den Jahren nicht gleich maßlos überfordern. Und außerdem, steht das V in V-Mann wohl kaum für Vögeln. Mo, mach uns nochmal vier Schnäpse und dann erzähl uns in aller Ruhe von deinen Erlebnissen auf der Erde.“
Mo schenkte den dreien Schnaps nach, presste die Handgelenke vom Körper weg auf den Tresen und beugte sich tief hinüber. Mit bebender Stimme: “Is hier Fasching oder was? Wie seht ihr eigentlich aus, ihr Vogelscheuchen? Schluss jetzt mit dem Affentheater oder ich schmeiß euch ein für allemal raus.“
P: „Oh je, den Guten hat’s ja voll erwischt. Paranoia, Schizophrenie oder schlimmer: Hirnfäule.“
D: „Ruhig Blut, junger Freund. Wir wollen dir nichts Böses. Eins nach dem anderen.“
H: „Ich sag’s doch: Der hat keine abgekriegt.“
Mos Kopf jetzt karmesinrot.
D zu H: Schweig, du hohler Klotz! Und dann verständnisvoll zu Mo: „Kannst du dich noch deiner Mission auf Erden entsinnen?

Dionysos holte tief Luft und beschrieb dem erzürnten Aushilfsbarkeeper, warum man ihn zu den Menschen entsandte. Als er endigte, schien Mo entgeistert und den Tränen nahe. Er, ein Spion der Götter auf Erden, nachdem diese auf einen anderen Planeten flüchten mussten? Die Menschen immer spitzfindiger bei der Erschließung des Himmels und seiner Sphären? Göttliche Frequenzen von NSA abgehört? Auf göttlicher Seite Schwierigkeiten bei der Überwachung der Menschen aufgrund starker Luftverschmutzung? Das Menschenprojekt außer Kontrolle geraten?

Mo geht theatralisch zu Boden.
P: „Und, Mo? Sag schon, was hat sich getan da unten? Was hast du die ganze Zeit gemacht?”
H: „Ja, rück endlich raus mit der Sprache.“
D: „Mo, wir können auch morgen darüber reden. Kein’ Stress.“
Mo, sich aufrichtend, eine Uralt-Partyrock-CD in den Player legend. „Life is life“ von Opus ertönt.
„Alles beim Alten. Nichts als Theater.“